In dieser Rezension bespreche ich das Buch „Skarlierbare Container-Infrastrukturen“ vom Autor Oliver Liebel vom Rheinwerk-Verlag.

Hinweis: Der Rheinwerk-Verlag stellte mir für die Rezension ein Rezensionsexmplar frei zur Verfügung.

Was steht drin?

Viel! Sehr viel sogar. Das Buch umfasst insgesamt 1380 Seiten, ist nicht nur von außen betrachtet ein echt umfangreiches Buch. Es unterteilt sich in 5 Teile mit insgesamt 25 Kapiteln.

Der Autor beginnt den ersten Teil „Brave New World?“ mit dem allgemeinen Einstieg in das Thema der Container: Was ist es und wofür braucht man es? Er beantwortet zudem die Frage, ob es wirklich alles so einfach ist, wie behauptet wird.

Die Grundlagen werden im zweiten Teil „Single-Node Container-Systeme“ vermittelt. Hier geht es vor allem, aber nicht nur, um Docker. So wird ein Einstieg gegeben und die grundlegenden Konzepte und Kommandos an Hand von Beispielen erläutert.

Teil 3 „Skaliarbare Container-Cluster und Container-Orchestrierung“ behandelt im Wesentlichen Kubernetes und etcd. Dies ist zudem auch der umfangreichste Teil: Es macht mit 672 Seiten knapp die Hälfte des Buches aus. Kein Wunder: Kubernetes ist sehr komplex und auf die Einzelheiten wird näher eingegangen. Darunter etwa auch, wie man Kubernetes ohne Docker betreibt.

Im vierten Teil „High-Level-Orchestrierungstools für Container-Infrastrukturen (on Premise und in der Cloud)“ setzt auf den dritten Teil auf und behandelt im wesentlich OpenShift, was die Kubernetes-Distribution von Red Hat ist.

Der fünfte und letzter Teil „Software-Defined Storage für verteilte Container-Infrastrukturen“ befasst sich mit Software-Defined-Storage, darunter Ceph. Zusätzlich werden noch Checkpunkte für vor den Aufbau von Container-Infrastrukturen besprochen, sowie ein Ausblick und Fazit zur Container-Welt gegeben.

Kritik

Meine Gefühle für das Buch sind ein wenig gemischt. Keine Frage: Fachlich ist das Buch sehr gut. Es ist nicht nur beim Blick auf die Seitenanzahl sehr umfangreich, sondern auch beim tatsächlichen Inhalt. Wichtig ist, dass an sehr vielen Stellen erkennbar ist, dass der Autor viele Praxis-Kenntnisse in dem Bereich besitzt. Das führt dazu, dass an sehr vielen Stellen praxis-relevante Hinweise gegeben werden, wie gut oder vor allem schlecht etwas funktioniert.

Und genau der letzte genannte Punkt ist zeitgleich mein größter Kritikpunkt. Prinzipiell find ich es gar nicht so schlecht, wenn in Büchern „Klartext“ geschrieben wird und die Probleme richtig genannt werden, da nicht alles so schön einfach ist, wie immer behauptet wird. Mein wesentliches Problem ist der Ton. An sehr vielen Stellen liest sich die Kritik, etwa wenn etwas nicht wie angeworben funktioniert, als wenn der Autor sehr frustriert ist. Stellenweise hatte ich als Leser das Gefühl, dass der Autor seine Frust an Entscheidungsträgern und einzelnen Design- und Software-Entscheidungen nur im Buch auslässt.

Gepaart wird dies durch den hohen Einsatz von Umgangssprache, was meinen Eindruck vom Buch weiter senkt. Zu Beginn fand ich den Schreibstil ja ganz nett: Die Probleme und Irrtümer im Umgang mit Container-Infrastrukturen werden klar, deutlich und auch hart benannt. Auf die Dauer verbreitete sich bei mir das Gefühl, dass immer weiter Frust abgeladen wird. Zwei Beispiele für zu viel Slang, die sehr oft vorkommen: „Nö“ und „Würgaround“. „Nö“ wird sogar erschreckend oft in Überschriften von Absätzen verwendet. „Würgaroung“ (statt Workaround) kenne ich eher nur von alten Forenposts, wo es heutzutage auch kaum einer mehr verwendet. Meiner Meinung nach ist so ein Slang in einem professionellen Buch fehl am Platz und macht zumindest bei der Häufigkeit wie hier, keinen guten Eindruck.

Unabhängig von der Sprache ist der fachliche Umfang tadellos: Es ist sehr umfangreich und geht in sehr viele tiefe Eigenschaften, Eigenheiten und auch Probleme im Umgang mit den Technologien ein. Der Preis mit 79,90 € ist nicht gering, aber bei dem Umfang durchaus nachvollziehbar. Problematisch bei dem Themengebiet ist zusätzlich, dass sehr vieles in dem Buch sehr schnell veraltet. Dafür kann der Autor und der Verlag nichts, da die Welt der Container sich sehr schnell weiterentwickelt. Das Buch kam in der ersten Auflage im April 2017 und die von mir gelesene zweite Auflage im Oktober 2018 auf dem Markt. Ist also schon ein Jahr alt. In der Zwischenzeit ist viel passiert, so ist mittlerweile OpenShift 4 erschienen, was sich schon deutlich vom behandelten OpenShift 3 unterscheidet. Man muss sich also zusätzlich zu dem Buch noch separat auf den aktuellen Stand der Technik bringen.

Würde ich das Buch trotzdem empfehlen: Ja! Wer eine sehr gute Einführung in die Welt der Container möchte, kommt an dieses Buch nicht vorbei. Wichtig ist allerdings noch hervorzuheben, dass (sehr) gute Linux- und Netzwerk-Kenntnisse unabdingbar ist. Grundlagen zu diesen Themen werden nicht thematisiert, die muss man sich selbst aneignen. Wer sich dem Thema widmen sollte und nur grundlegende Kenntnisse mitbringt, wird es schwierig haben – und das ganz unabhängig von der verwendeten Lektüre.

Buchinfo:

Titel: Skalierbare Container-Infrastrukturen

Autor: Oliver Liebel

Verlag: Rheinwerk

Umfang: 1380 Seiten

ISBN: 978-3-8362-6385-6

Preis: 79,90 €